Fast 80 Entscheider, Politiker, Fachleute und Engagierte folgten der Einladung des Landrates in die Bläserphilharmonie in Bad Lausick am 06.09.2022. Mit dem Treffen soll Schwung zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes im Landkreis Leipzig aufgenommen werden. Ab Mitte September wird in den Kommunen im Landkreis Leipzig eine Themenreihe zur klimafreundlichen Stadtentwicklung durch das Landratsamt aufgelegt. 

"Trotz der Energiekrise dürfen wir die bestehenden großen Herausforderungen unserer Zeit nicht aus den Augen verlieren: nämlich die aufziehende Klimakatastrophe und der fortschreitende Verlust an Biodiversität" so Landrat Graichen in seiner Begrüßung. "Wenn wir Lösungen entwickeln, dann sollten diese alle drei Probleme gleichermaßen berücksichtigen."

Klimaschutzmanager Falko Haak fasste dazu die Kernpunkte des Klimaschutzkonzeptes zusammen. Unter den bisherigen Klimaveränderungen im Landkreis Leipzig geraten bereits Land- & Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und die natürlichen Ökosysteme unter Druck. "Von Vorbeugung kann keine Rede mehr sein. Zur Schadenbegrenzung beinhaltet das Konzept ein Klimaschutzszenario, wie bis etwa 2035 der Großteil an energiebedingten Treibhausgasemissionen eingespart werden kann." so der Mitarbeiter im Landratsamt.

Lege man die Annahmen zur Entwicklung der Energieverbräuche im Klimaschutzkonzept zugrunde bedeute dies bis 2035:

massive Investitionen in Energieerzeugung, Speicher und Leitungsnetze

  • > 2.000 GWh Strom, davon 2/3 PV, 20% Wind & Biomasse, 10% Import
  • 1/4 des gesamten Wärmeverbrauchs über Nahwärmenetz

Paradigmenwechsel Mobilität

  • 15 % mehr Schienenverkehr ggü. 2019
  • 35 % Reduktion der PKW-Verkehrsleistung ggü. 2019

Digitalisierung und Effizienzsteigerungen

  • CoWorking, Homeoffice, Automatisierung … spart 2-4% pro Jahr
  • Sanierung 2-3 % pro Jahr, spart je 50-75 % Wärmeverbrauch ein

Lösungen für Industrie und Gewerbe

  • schätzungsweise 1/3 des Gesamtstromverbrauchs für Elektrolyse, Elektrodenheizkessel, Dezentrale- und Großwärmepumpen im Jahr 2035

Klimaanpassung und Wasserrückhalt

  • integrierte Stadtentwicklung & Investitionen in naturnahe Gewässer und Wasserwirtschaft

Zur Rolle öffentlichen Hand machte Landrat Graichen deutlich, dass sich das Umweltamt, Amt für Brand- & Katastrophenschutz und Rettungsdienst aber natürlich auch die Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung bereits seit Jahren intensiv mit den Themen Energiewende und Klimaanpassung beschäftigt. Mit dem Klimaschutzmanagement können nun vermehrt Projekte und Maßnahmen angegangen werden. 

So startet noch im September der Kurs "KlimaFit" an der Volkshochschule Borna. Dort erfahren Teilnehmende Grundlegendes zum Klimawandel und was man dagegen tun kann. Ebenfalls beginnt noch im September die Themenreihe "Klimafreundliche Stadtentwicklung" mit zwölf Terminen im gesamten Landkreis. Die Reihe richtet sich an Stadt- und Gemeinderäte, betroffene Verwaltungsangestellte und Experten aus der Bürgerschaft, die an Infoabenden, Workshops und Weiterbildungsterminen Wissen zu praktischen Fällen der Kommunalpolitik und Städtebau vertiefen können. 

Für die Kommunen im Landkreis besonders hilfreich: In einem neuen vierjährigen Förderprojekt sollen ihnen ab 2023 außerdem zwei Personen verwaltungsseitig unter die Arme greifen. Diese Klimaschutzkoordinatoren können je nach Bedarf Informationsvorlagen zuarbeiten, an Abstimmungen teilnehmen oder Fördervorhaben ausarbeiten. 

Letztlich appellierte der Landrat sowohl persönlich als auch politisch zu konstruktiven und verantwortungsbewusstem Handeln. Denn die Veränderungen stellen die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft nach Corona erneut auf die Probe, während neue Energieanlagen Flächenkonflikte weiter verschärfen könnten. Das Landratsamt werde pragmatische Lösungen unterstützen und die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen zu Gunsten klima- und wirtschaftsfreundlicher Projekte auslegen.

In der folgenden Diskussion und in den Gruppen sprachen sich die Anwesenden für ein ambitioniertes Vorgehen sowie dem Schulterschluss zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung aus. Gelingt es weiterhin, alle Akteure des Plenums in die Pflicht zu nehmen, war die Veranstaltung ein erster gemeinsamer Schritt auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Kreisentwicklung. 

Hintergrund

Seit Ende 2020 gibt es beim Landkreis Leipzig einen Klimaschutzmanager um die Verwaltung in Fragen zu Energieverbrauch und Klimaanpassung zu unterstützen und die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes zu begleiten. Damit kann das Landratsamt mehr Verantwortung zum Klimaschutz übernehmen und positive Signale an Gesellschaft und Privatwirtschaft senden.

Das integrierte Klimaschutzkonzept wurde Mitte Juli vom Kreistag verabschiedet. Es basiert auf Analysen, Potenzialberechnungen und fachlichen Absprachen und schließt mit einem Maßnahmenplan aus 41 Ansätzen ab. Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept wurden die regionalen Erkenntnisse gebündelt, so dass konkrete Maßnahmen vor Ort begleitet werden können. Damit besitzt der Landkreis Leipzig einen Handlungsleitfaden, mit dem bereits vor 2045 der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert werden kann.

Weitere Informationen zum Klimaschutzkonzept gibt es unter dem Link:
https://www.landkreisleipzig.de/kreisentwicklung-a-12991.html

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