Ökologisches Großprojekt Böhlen Die Beseitigung der Altlasten im Industriegebiet Böhlen-Lippendorf ist das komplexeste Sanierungsvorhaben im Freistaat Sachsen. Die Boden- und Grundwasserverunreinigungen wurden durch die Chemieproduktion ab Beginn der 20er Jahre bis zur Wiedervereinigung Deutschlands und die Zerstörung der Chemieanlagen im Zweiten Weltkrieg verursacht.

Verantwortlich für die Sanierung der Altlasten ist die Dow Olefinverbund GmbH (Dow), welche den Chemiestandort Böhlen 1995 von der Treuhandanstalt erwarb. Um Investoren auf solchen alten Standorten - statt auf der sog. grünen Wiese - einen Neubeginn zu ermöglichen, gibt es die sogenannte Altlastenfreistellung. Der Bund und der Freistaat Sachsen kommen im Ökologischen Großprojekt Böhlen finanziell für die notwendigen Sanierungsarbeiten auf. Seit Beginn der 1990er Jahre wurden dafür rund 29 Mio. Euro im Rahmen der Altlastenfreistellung für das Ökologische Großprojekt Böhlen eingesetzt.

Sanierung der Grundwasserkontaminationen Die vorhandenen Grundwasserkontaminationen breiten sich hauptsächlich in südwestlicher und nordöstlicher Richtung aus.

Zur Sicherung des südwestlichen Grundwasserabstromes in Richtung des Braunkohleabbaufeldes Peres im Tagebau Vereinigtes Schleenhain wurde bereits 2013 am Rand der Abstromfahne in etwa 20 Metern Tiefe eine ca. 200 m lange Drainage errichtet, über die das kontaminierte Grundwasser abgefangen, gereinigt und der Wasserhaltung im Tagebau zugeführt wird.

Zur Fassung des hochkontaminierten Grundwassers am Schadenszentrum wurde die Errichtung eines Horizontalfilterbrunnens (HFB) geplant. Die entsprechenden Baumaßnahmen dazu wurden Anfang Oktober 2017 begonnen.

Der HFB ist ein Novum. Zwar liegen Erfahrungen bei der Errichtung von HFB vor, in kontaminierten Grundwasserbereichen erfolgte jedoch noch keine Realisierung, da dies entsprechend aufwändig ist und insbesondere erhöhte Anforderungen an den Arbeitsschutz erfordert.

Der nordöstliche Grundwasserabstrom in Richtung Einschnitt ehemalige Kohlebahn-Ostausfahrt wird künftig mittels einer Drainage gesichert. Das mit der Drainage gefasste Grundwasser wird gereinigt und das saubere Wasser in das Restloch Rundteil eingeleitet. Hier werden die Baumaßnahmen Ende Oktober 2017 beginnen.

Mit den nun eingeleiteten Maßnahmen soll die Ausbreitung des Grundwasserschadens verhindert und das Schadstoffpotential verringert werden.

Bisher durchgeführte Sanierungsarbeiten  Im Zuge der Neuinvestitionen und der Vorbereitungen für den Neubau von Anlagen der Dow wurde bereits eine Vielzahl umfangreicher Bodensanierungen durchgeführt. Zum Beispiel erfolgte die Beseitigung sogenannter Hot Spots (Schadstoffanreicherungen/-quellen im Boden), von Teerbecken und von sonstigen Rückständen aus der ehemaligen Produktion. Bodensanierungen wurden auch im Rahmen von Tiefenberäumungen/Tiefenenttrümmerungen und Baufeldvorbereitungen durchgeführt, die Errichtung vertikaler und horizontaler Gasdrainagesysteme zur Bodenluftsanierung erfolgte ebenso wie beispielsweise die Sanierung der Heizölverladung, des Tanklagers Heizöl und der Verladung West.

Außerdem erfolgten die Sanierung der Sonderabfalldeponie sowie der u. a. brandgefährdeten Auflandebecken. Die auf dem Grundwasser aufschwimmende Öl-Phase wird seit Ende der 1990er Jahre in Teilbereichen abgeschöpft.

Wenn die entsprechenden Baufortschritte zu sehen sind, ist ein Vor-Ort-Termin geplant. Dazu werden die betroffenen Gemeinden und die Medien voraussichtlich im Dezember 2017 eingeladen.