Bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in den letzten Wochen und Monaten wurde wieder deutlich, was bürgerschaftliches Engagement zu leisten vermag. Nicht nur im Krisenfall spielt freiwilliges Engagnement eine wichtige Rolle: Das Ehrenamt ist fest in unserer Gesellschaft verankert.

Welche Bedeutung die Gesellschaft dem Ehrenamt zumesse zeige sich daran, dass mit Kreistag, Stadt- und Gemeinderat die obersten kommunalen Gremien ehrenamtlich besetzt seien, führte Landrat Henry Graichen in seinem Grußwort aus. Zwar gebe es kein Ehrenamts-Register, im Schnitt übernähmen aber 35 % der Bevölkerung freiwillige Aufgaben. Das entspräche für den Landkreis Leipzig rund 95.000 Menschen, von denen sechs stellvertretend durch den Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurden.

Als Ort für die Feier war das KulturKino Zwenkau gewählt worden, ein Gebäude, das in 50.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit vor dem Abriss gerettet und saniert wurde und damit, so Bürgermeister Holger Schulz, ein Symbol für Ehrenamt darstelle. Regine Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, plädierte für die richtige Balance zwischen Verantwortung und Förderung um das Ehrenamt zu unterstützen und nicht leerlaufe zu lassen. Ein besonderes Dankeschön richtete sie auch die Angehörigen der Preisträger, die das Ehrenamt mittragen. 

Preisträger und Kategorien


Brandschutz/ Katastrophenschutz/ Rettungsdienst: Olaf Ettig aus Bennewitz OT Altenbach

Laudator: Bernd Laqua, Bürgermeister Gemeinde Bennewitz

Ihr seid nicht allein, wir helfen Euch!  - Das war die wichtige emotionale Botschaft, die im Sommer 2021 im Ahrtal gebraucht wurde. Dies und die tatkräftige Unterstützung leistete der Bennewitzer Gemeindewehrleiter Olaf Ettig mit 40 Kameradinnen und Kameraden im kleinen Ort Rech. Er baute gemeinsam mit seiner Mannschaft eine Mannschaft auf und koordinierte Einsatzkräfte und freiwillige Helfer, um Müll, Schlamm und Wasser zu beseitigen. Es waren, so Laudator Bernd Laqua, täglich etwa 400 Menschen zu koordinieren und das von 7 - 22 Uhr fünf Tage lang. Geholfen hat dabei sicher, dass Olaf Ettig auf seine Erfahrung aus den Hochwassern 2002 und 2013 zurückgreifen konnte und mit dem Feuerwehr-Gen familiär vorbelastet ist. 

Gesellschaft/ Politik/ Wirtschaft: Walter Dietzschold aus Borna

Laudatorin: Ramona Beck, Verein für Städtepartnerschaften Borna

Ein Meister der Verknüpfung - Vertiefen sich trotz Sprachbarrieren Städtepartnerschaften, ist dies oft engagierten Bürgern zu verdanken. In Borna pflegt Werner Dietzschold den regelmäßigen Austausch mit der französischem Étampes. Aus den jährlichen Kurzbesuchen entwickelte sich seit ein lebendiger kultureller Austausch, mit teilweise bis zu 70 Personen. Werner Dietzschold gelang es, Feuerwehr, Sportvereine, Chor, Tanz und Schulen in den deutsch-französische Austausch einzubeziehen. So verknüpft er die verschiedenen Aktivitäten in der Stadt und fördert den Dialog der Vereine untereinander. Da er laut Ramona Beck auch über den Mut und die Freude verfügt neues zu lernen, nutzte er Videokonferenzen, um den Kontakt während der Pandemie zu pflegen.

Jugend: Frank Ziemann aus Neukieritzsch

Laudatorin: Heike Thomas, stellvertretende Schulleiterin Dinter-Oberschule 

Gelungener Start ins Berufsleben - Als langjähriger Leiter der Dinter-Oberschule in Borna ist Frank Ziemann Pädagoge durch und durch. So war ihm nicht nur wichtig, dass jeder Schüler einen Abschluss erreichte. Er hatte auch die Berufsausbildung immer mit im Blick. So war er viele Jahre ehrenamtlicher Vorstand des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft, um den Schülern den Weg in die Zukunft zu ebnen. Frank Ziemann initiierte die Berufsorientierungsmesse mit bis zu 90 Unternehmen aus der Region und bot somit den Jugendlichen der Dinter-Oberschule und anderen Oberschulen die Chance, in die Berufswelt hineinzublicken. Mit großem Einsatz akquirierte er zahlreiche Kooperationspartner für unsere Schule und setzte so wesentliche Maßstäbe der Berufsorientierung.

Sport:  Andree Rödel aus Markranstädt

Laudator: Helmo Braukhoff, TSG Blau-Weiß Großlehna 

Von der Pampersliga zur E-Jugend - Um aus einer Horde von Kindern ab 4 Jahren zwei E-Jugend-Mannschaften aufzubauen, braucht es Menschen wie Andree Rödel. Innerhalb von fünf Jahren schaffte er es, die kleinen Fußball-Flöhe soweit zu trainieren und den permanenten Zuwachs zu integrieren, dass der TSG Blau-Weiß Großlehna nach fünf Jahren zwei Mannschaften in den Spielbetrieb anmelden konnte. Dabei gelang Andree Rödel nicht nur das Corona-Durcheinander zu managen, sondern auch das Kunststück, dass die sonst üblichen Elternbeschwerden ausblieben.  Allein das, so Laudator Helmo Braukhoff, sei ein großes Dankeschön wert. Als echter Aktivposten bringt sich Andree Rödel außerdem mit viel Eigeninitiative in das Vereinsleben ein.

Sonstige Vereine: Hans Blüthgen aus Borsdorf

Laudator: Gerd Fritzsche, Borsdorf

Geschichten aus Geschichte - Den auch musikalisch sehr begabten Hans Blüthgen kennen viele als Leser von "Vor Ort" oder der später ins Leben gerufenen "Parthenpost". Mit erstaunlicher Produktivität nutzt er heimatgeschichtliche Begebenheiten und alltägliche Beobachtungen für seine Beiträge, immer an der Grenze zwischen Journalismus und Literatur. Mit dieser heimatgeschichtlichen Arbeit trägt Hans Blüthgen, so Laudator Gerd Fritzsche, seit 20 Jahren zum Zusammenwachsen der Einwohnerschaft bei. Durch die starken Zuzüge in Borsdorf fehlen Erinnerungen an die gemeinsamen Kindheit, Schuljahre und Diskobesuche. Die Parthenpost als Heimatzeitung und Texte von Hans Blüthgen füllten diese Lücke.

Soziales: Gudrun Fiedler aus Markkleeberg

Laudator: Karsten Schütze, Oberbürgermeister Stadt Markkleeberg

Helfen als Selbstverständlichkeit  Gudrun Fiedler gehöre nicht nur zu den Menschen, die man gerne trifft, weil sie gut Laune machen, für sie sei Helfen sozusagen eine Bürgerpflicht, so Karsten Schütze. Gudrun Fiedler war lange im sächsischen Landesseniorenbeirat tätig und ist seit 2014 ehrenamtliches Mitglied im Seniorenbeirat der Stadt Markkleeberg sowie aktuell im kommunalen Präventionsrat. Als im April 2021 Unterstützung bei der Impfkampagne gefragt war, zögerte Sie nicht lange. Im April und Mai 2021 hat mit Gudrun Fiedler rund 2.300 betagten Personen mit Ruhe und Geduld durch die Impfungen begleitet, bei den Formularen geholfen und mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Der Jazzclub der Musikschule Landkreis Leipzig unter der Leitung von Matthias Büttner beeindruckte die Zuhörer mit exzellent muszierten Stücken der Jazzgrößen Dorham, Coltrane, Golson und Bobo.

 

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