Zu einem mehrtägigen Partnerschaftstreffen in den Bodenseekreis reiste in der vergangenen Woche eine Delegation um Landrat Henry Graichen. Mit dabei waren, Kreistagsmitglieder, Bürgermeister sowie Führungskräfte der Kreisverwaltung. Für Luca Wilhelm Prayon, der seit zehn Monaten Landrat des Bodenseekreises ist, war es das erste Treffen mit den Freunden aus dem Landkreis Leipzig. Im Mittelpunkt des Austausches standen deshalb das persönliche Kennenlernen sowie kommunalpolitische Themen.

Intensive Diskussionen

Gesprochen wurde unter anderem über die Entwicklung der Industrie- und Wirtschaftsstandorte beider Regionen. Besonders der rasante Strukturwandel im Leipziger Süden hin zu einem Technologie- und Energiestandort sowie das Neuseenland als Tourismus- und Freizeitgebiet, stieß auf großes Interesse.  "Es ist beeindruckend zu sehen, was im ehemaligen Braunkohlerevier entsteht und welche Parallelen sich zwischen beiden Landkreisen mittlerweile abzeichnen," sagte dazu Landrat Luca Wilhelm Prayon. Auch aktuelle gesellschaftliche und soziale Herausforderungen und Lösungen, wie die Pflegeversorgung oder die Bezahlkarte für Asylbewerber, wurden unter den Kreisräten und Führungskräften beider Landkreise intensiv diskutiert.

Am Rande des kommunalpolitischen Tages im Sitzungssaal des Kreistags im Landratsamt in unterzeichneten auch zwei berufliche Schulen aus beiden Landkreisen eine neue Kooperationsvereinbarung. Denn seit 2018 pflegen die Droste-Hülshoff-Schule in Friedrichshafen und das Berufliche Schulzentrum Leipziger Land in Böhlen einen regelmäßigen Austausch. Mit ihrer Unterschrift bekräftigten Schulleiterin Angelika Seitzinger, Schulleiter Jörg Großkopf sowie beide Landräte den Willen, auch in den kommenden Jahren beispielsweise Schülerbegegnungen und fachliche Austausche durchzuführen. Schulträger beider Berufsschulen ist der der jeweilige Landkreis.

Wirtschaft, Infrastruktur und Historie

Das Besuchsprogramm führte die Gäste aus dem Landkreis Leipzig auch zu wirtschaftlichen, infrastrukturellen und historischen Besonderheiten des Bodenseekreises. So besichtigte die Gruppe die Bodenseewasserversorgung auf dem Sipplinger Berg, die große Teile Baden-Württembergs mit Trinkwasser aus dem See versorgt sowie den Goldbacher Stollen in Überlingen, der während des Zweiten Weltkriegs durch KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen und mit vielen Opfern ausgehoben wurde. Zudem wurde dann die Firma Vaude in Obereisenbach besucht, die sich selbst auf eine ressourcenschonende, humane und klimaneutrale Wirtschaftsweise verpflichtet hat.

Von Erfahrungen der anderen lernen

Henry Graichen bedankte sich für den gastfreundlichen Empfang: "Es ist immer wieder schön, an den Bodensee zu kommen und auch nach den mittlerweile vielen Jahren unserer Partnerschaft etwas Neues zu entdecken und neue Eindrücke mit nach Hause zu nehmen. Es ist jedes Mal eine gute und wichtige Erfahrung, sich über die Grenzen der Bundesländer hinweg auszutauschen, von den Erfahrungen der anderen zu lernen und selbst Best-Practice-Beispiele zu geben."

Die Partnerschaft wurde 1990 zwischen dem Bodenseekreis und dem Kreis Grimma beschlossen und vom Landkreis Leipzig nach der Kreisgebietsreform weitergeführt.  Der Bodenseekreis hat rund 220.000 Einwohner (Landkreis Leipzig: rund 260.000) und ist mit einer Fläche von 665 Quadratkilometern etwa halb so groß wie der Landkreis Leipzig (1.647 Quadratkilometer).

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